Seite:De Volkssagen Pommern 084.jpg

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seinen Pferden geschehen wäre, und als er sie alle noch auf der Streu todt liegen sah, da erschrak er hart, und konnte sich nicht genugsam verwundern, wie das zugegangen. Insbesondere grämte er sich um seinen Leibhengst, den er dem Kaiser zu schenken versprochen hatte. Dieses herrliche Thier war von Gestalt und Farbe fast wie ein wildes Pferd; der Kopf war rund und klein, es hatte kleine, spitze Ohren, und die Augen brannten ihm im Kopfe wie Feuer; dabei war der Hengst so überaus hoch, daß es dem Herzog, obwohl er ein großer Mann war, sauer ward, darauf zu kommen; wenn er aber darauf saß, so ragte er vor den Andern empor, wie eine Kirche in einer Stadt vor den anderen Häusern, und der Hengst schnaubte, prustete und stolzirte von der einen Seite zur andern, und machte Sprünge, daß es Jedermann wunderte. Wenn ihn der Herzog mit seinen Sporen stach, so war er wie ein Blitz auf seinem Gegenmann, und schlug und biß und trat, daß kein Reuter und Pferd, so stark sie auch wären, ihn bestehen konnte. Wegen solcher Eigenschaften hatte der Kaiser sich dieses Roß von dem Herzoge erbeten, und nun konnte der Herzog den Gesandten des Kaisers, die es abholen sollten, das schöne Thier nur todt im Stalle zeigen.

Was das Wunder bedeutet, das hat man niemals erfahren können.

Kantzow, Pomerania, II. S. 261. 262. 266. 267.
v. Klempzen, vom Pommerlande, S. 176. 177.


49. Jürgen Krokow.

An dem Hofe des Herzogs Bogislav X. war ein Edelmann, mit Namen Jürgen Krokow. Derselbe ist so stark gewesen, daß er ein Hufeisen hat mitten können entzwei reißen. Drei Tonnen Bier hat er zu gleicher Zeit können aus einem tiefen Keller tragen, zwei ganze hat er mit seinen

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)