Seite:De Volkssagen Pommern 118.jpg

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sey, so Brannio geheißen, und für den er zu einer neuen Kirche sammeln wolle. Alsdann forderte er sie auf, daß auch sie zu dieser Kirche opfern sollten. Dabei fuhr der Schalk dann fort: Das thuet aber nur mit reinem Gut. Absonderlich will der Heilige kein Opfer von einer Ehebrecherin. Die unter Euch eine solche und nicht rein ist, die stehe still, und gehe nicht zum Opferaltare. Denn so mir Eine was opfern würde, die des Ehebruchs schuldig ist, so nehme ich es nicht, von der verschmäh’ ich es. Darnach wisset Euch zu richten.

Hierauf gab er nun den Leuten das Haupt, das er mit sich führte, zu küssen, ertheilte ihnen seinen Segen, und trat an den Altar zu dem Opferbecken. Alsdann fing der Pfarrherr an zu singen und die Schellen zu läuten. Da drangen denn die bösen mit den frommen Weibern zum Altar, um zu opfern. Und die ein böses Geschrei hatten, oder die nichts taugten, die waren die ersten mit ihrem Opfer; denn eine Jede meinte, die still stünde und nicht an das Opferbecken träte, die sey nicht fromm. Etliche waren sogar, die zwei oder drei mal opferten, daß es das Volk sollte sehen, und sie aus ihrem bösen Geschrei kämen. Und welche kein Geld hatten, die opferten ihre Ringe oder was sie sonst von Werth besaßen.

Eulenspiegel aber lachte, denn er bekam so viele Opfer, dergleichen bisher noch nicht war gehört worden. Und er zog als ein reicher Mann aus Pommern.

Altes Historienbuch von Till Eulenspiegel, gedruckt in diesem Jahr.


80. Die Putzkeller im Lande Bart.

Um die Zeit 1450 bis 1500 war im Lande Bart eine Religionssecte, die Putzkeller genannt. Woher die entstanden war, weiß man nicht. Aber sie hatten eine teuflische

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)