Seite:De Volkssagen Pommern 193.jpg

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Räuber auf, welche die ganze Insel unsicher machten. Gegen die zog zuletzt der Fürst Jaromar I. aus, und erschlug sie Alle in der Holzung. Weil nun die fürstlichen Ritter und Knappen dabei toll gehauset hatten, so bekam das Gehölz den Namen Dollgemost, denn gemost heißt so viel als gehauset.

Acten der Pomm. Gesellschaft für Geschichte.


155. Die Burg Ralow.

Auf der Insel Rügen liegt ein Gut, Namens In-Wiek. Nicht weit davon hat vorzeiten die Burg Ralow gelegen. Die Spuren des alten Burgwalles und des Grabens um denselben findet man noch heut zu Tage. Der Graben ist über zwanzig Ellen breit und hat noch jetzt eine Tiefe, wie die höchste Tanne im Lande, so wie der Wall eine Breite von fünf und zwanzig Ellen hat. Diese Burg ist schon zu heidnischen Zeiten eine starke Festung gewesen, und es hat ein berüchtigter Seeräuber, Namens Rolwiek, sein Raubnest darinnen gehabt, von dem sie auch den Namen erhalten hat. Der hat dort viele Jahre sein Unwesen getrieben, bis es endlich dem Fürsten Jaromar I., der überall im Lande die Räuber verfolgte und ausrottete, glückte, auch ihn zu fangen und seine Burg zu zerstören.

Derselbe Räuber Rolwiek hatte zwei Schwestern, von denen die Eine Agathe und die Andere Jutta hieß. Die hatten ihren Bruder sehr lieb, und als er gefangen und seine Burg zertrümmert war, da flohen sie in die Nachbarschaft, und erhenkten sich Beide aus großem Herzeleid. Die Eine, nämlich Jutta, ging auf einen Berg, der in der Nähe lag, die Andere in ein kleines Gehölz. Davon heißt denn noch die Höhe, die nicht weit von In-Wiek, nach der Pribrowschen Wedde zu, rechts am Wege nach Landau liegt, der Jüttenberg, und das Holz, welches

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1840, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Volkssagen_Pommern_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)