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Minoriten gehört hat, zu denken?[1] Die Angabe, daß die Minoriten bei ihrer Ankunft in Gmünd von Cisterciensern eine Kapelle mit einer bescheidenen Wohnung zugewiesen erhielten, erscheint nicht so unglaublich, da die Minoriten ja auch zu Schwäbisch Hall 1236 von den Benediktinern zu Comburg auf Bitten der Bürger zu Hall die hier denselben gehörige St. Jakobskirche erhielten[2]. Jene Kapelle mag wirklich im Jahre 1208 nebst einer klösterlichen Wohnung als Filiale eines in der Nähe gelegenen Cistercienserklosters[3] und zwar vom Ritter Peter Wolf v. Wolfsthal erbaut worden und das erwähnte „fundator hujus monasterii“ darum an sich richtig, aber auf Cistercienser statt auf Minoriten zu beziehen sein. Es ist aber doch wahrscheinlicher, daß es sich mit dieser Grabschrift ebenso wie mit der den Br. David betreffenden verhält. Diese erscheint offenbar als eine viel spätere Denkschrift, die auf einer falschen Tradition beruht. Daß dieselbe mit dem angeblichen Todesjahr nicht gleichzeitig ist, beweist schon das darin vorkommende „a S. Patre Francisco“, wie auch das „Candide lector“ auf eine viel spätere Zeit hinweist; damit stimmt die Schrift selbst überein: die Zahl 1208 ist in spätgotischen arabischen Ziffern eingemeißelt und so auch die Umschrift nach ihrem ganzen Charakter erst am Ende des 15. Jahrhunderts angefertigt[4]. Was Walter von Rinderbach betrifft, so ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß derselbe 1270 starb und bei Lebzeiten ein großer Gönner der Gmünder Minoriten war. Die Angabe B. Müllers, daß die Minoriten schon bald nach ihrer Niederlassung in Gmünd neben der ihnen überlassenen Kapelle eine geräumige Kirche bauten, kann nicht ganz richtig sein; es handelt sich höchstens nur um Erweiterung einer schon bestehenden Kirche, von der namentlich das Westportal erhalten blieb. Die Minoriten bauten ihre Kirchen von Anfang an im frühgotischen Stile; die Gmünder Kirche zeigt aber teilweise noch romanische Formen[5].

In dieser Kirche erwählten schon frühzeitig die angesehensten Geschlechter von Gmünd und Umgebung ihre letzte Ruhestätte. Außer dem angeblich 1214 gestorbenen Ritter von Wolfsthal ist dies auch von dem 1388 in der Schlacht bei Döffingen gebliebenen Johannes Wolf von Wolfsthal, sowie von mehreren Wolfsthalschen Frauen bekannt[6]. A. Herth bemerkt in seiner schon erwähnten Descriptio noch weiter: „Apparent praeterea in eeclesia ill. dom. Comitum de Rechberg insignia. Aliorum quod attinet monumenta tam in ecclesia tam in peristilio (Klosterkreuzgang) erecta, observavi quidem quorundam statuas virorum nobilium ex insignibus, sed deficiente scriptura certitudinem indagare haud potui. Ex Gamundianae curiae documentis legi, quod a. d. 1270 in ecclesia nostra sepultus fuerit antedictus D. Walterus de Rinderbach, item 1380 domicellus Udalricus de Alfingen, 1438 fer. 2. post Dom. Pass. frater Udalricus de Alfingen, multis annis guardianus hujus loci, 1538 Jul. 4 Joh. Baro de Rotenhan (quantum ex sepulchrali lapide conjecturare


  1. Daß bei Jordanus Schw. Gmünd in keiner Weise erwähnt ist, darf allerdings nicht so aufgefaßt werden, als ob die Begründung einer Niederlassung daselbst in dem angedeuteten Zeitraume von 1221 big 1238 von vornherein ausgeschlossen wäre. Er führt ja auch andere, die in dieser Zeit sicher entstanden sind, wie z. B. (um nur die nächstgelegenen zu erwähnen) Ulm, Nördlingen, Eßlingen, Schwäbisch Hall, nicht an; er kam eben schon 1224 bleibend nach Sachsen und entbehrte so der genaueren Kenntnis über die in Südwestdeutschland fernerhin sich vollziehenden Klostergründungen.
  2. Vgl. Württ. Urk. B. III, 376.
  3. An das nächstgelegene Königsbronn ist nicht zu denken, da dieses erst 1302 gegründet wurde. Vgl. Janauschek, Orig. Cisterc. I, 268.
  4. Vgl. OA.Beschr. von Gmünd S. 199,
  5. Ebendaselbst.
  6. Grimm, a. a. O. S. 61 u. 282.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1043.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)