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mehr ein „Junger“[1] vorhanden sei, des Klosters Siegel, Zinsbriefe, Kelche, Monstranzen und andere Wertsachen, um sie bei dergleichen Stadtgut zu verwahren, abgefordert habe; in Anbetracht des Schuldenstandes des Klosters halte er es für gut, dasselbe „mit Regierung eines Guardians vacieren zu lassen“, bis die Schulden gedeckt seien, und den „Jungen“ bis zur Vollendung seiner Studien anderswohin zu senden. In ersteren Vorschlag willigte der Provinzial, den letzteren versprach er auch in thunlichster Bälde erfüllen zu wollen, starb darüber aber schon am 23. April 1565.

Im nächsten Oktober sollte auf dem Kapitel in Villingen ein neuer Provinzial erwählt werden, wozu der Provinzialvikar Johann Windler, Guardian zu Luzern, auch den Konventualen Hugo Bensel in Gmünd citierte. Der dortige Rat bat jedoch unterm 30. Sept 1565, dessen Nichterscheinen in Anbetracht seiner Jugend und der Armut des Klosters entschuldigen, im übrigen aber denselben dem Versprechen des verstorbenen Provinzials gemäß bis zum Empfange der Priesterweihe anderswohin thun zu wollen, „damit er in studiis etwas merers dann bisher fürsetzen und daneben die Kirchenbreuch erkündigen und erlernen möcht“. Dieses Ansuchen erneuerte der Rat unterm 22. Mai 1566 und schickte den Hugo Bensel selbst als Boten des betr. Schreibens ab. Der neue Provinzial Jodocus Schüßler schickte ihn aber wieder nach Gmünd zurück, wie es scheint, um zu verhindern, daß das dortige Kloster nicht ganz von Konventualen entblößt sei, und versprach, bald selbst dahin zu kommen. Dies geschah auch anfangs Okt. 1566. Der Rat ließ ihm durch die Klosterpfleger Melchior Brauch und Jakob Debler vorstellen, daß es zur Abtragung der Schulden des Klosters noch immer nötig sei, daß das Guardianat vaciere und auch sonst kein Priester daselbst unterhalten werde, sondern allein der Pfründner und die Magd mit geringer Haushaltung darin blieben; für die Abhaltung der Ämter und gestifteten Gottesdienste in der Klosterkirche würde schon Sorge getragen. Der Provinzial wollte auf eigene Faust keine bindende Zusage in dieser Sache machen, sondern behielt sich die Rücksprache mit seinen Definitoren vor. Dieselben waren der Ansicht, daß man auf den Vorschlag des Rates bei den obwaltenden Umständen eingehen müsse. Demgemäß wurde auch Hugo Bensel in ein anderes Kloster geschickt zur näheren Vorbereitung auf die Priesterweihe. Als er dieselbe auf Trinitatis 1567 erhielt, schickte ihn der Provinzial nicht nur nach seiner Vaterstadt Gmünd, um daselbst seine Primiz zu feiern, sondern schrieb auch an den dortigen Rat, daß, wenn es ihm gefällig wäre, er denselben, der dem dortigen Kloster zugehöre, als dessen Guardian konfirmieren wolle. Die Herren von Gmünd erwiderten aber am 17. Juli 1567, sie hätten zwar nichts dagegen, wenn Hugo Bensel seine erste Messe bei ihnen singe, „doch das solchs uff sein Costen und one des Closters schaden beschech“; was jedoch seine Einsetzung als Guardian anbelange, so müßten sie sich dagegen erklären, da die Schulden des Klosters noch nicht ganz abgetragen seien; man möchte deshalb den Primizianten in ein anderes Kloster versetzen, damit er noch weiter studiere, was für ihn wohl auch noch notwendig sei.

Wiewohl der Provinzial unterm 24. Juli 1567 vom Gmünder Augustinerprior Joachim Brunner aufmerksam gemacht worden war, daß es gut wäre, wenn ein Ordenspriester in das Barfüßerkloster daselbst käme, so glaubte er doch dem Ansinnen des Rats entsprechen zu müssen allen und schickte den Hugo Bensel in das Kloster nach Luzern. Als er aber im folgenden Jahre – nicht durch den Rat, wie es versprochenermaßen


  1. Es war dies der Gmünder Bürgersohn Hugo Beintzel (Bensel), den noch der Guardian Georg Simon für den Orden angenommen und zur Heranbildung in das Kloster nach Würzburg geschickt hatte; 1563 hatte ihn der Provinzial in ein anderes Kloster versetzt und im Sept. 1564 nach Gmünd zurückgeschickt.
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1049.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)