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Gaben allen Fürsten, Prälaten, Herren und Beamten des Reichs empfohlen[1]. Vielfach wird er auch für den Urheber des bis zum Übergang Gmünds an Württemberg bestandenen Gebrauchs, daß die Ratsherren zum Zeichen ihres kath. Glaubens mit dem Rosenkranz in der Hand bei Sitzungen erschienen, gehalten, wogegen andere diese Übungen auf den eifrigkatholischen Bürgermeister Rauchbein, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts zu Gmünd regierte, zurückführen wollen[2]. Von 1630–1639 war Laib Guardian zu Thann im Sundgau, worauf er wieder sechs Jahre in gleicher Eigenschaft nach Gmünd kam. Nach Niederlegung seines Guardianats blieb er zwar noch einige Zeit in Gmünd, ob er aber dort auch starb, ist ungewiß.

Sein Nachfolger im Jahre 1645 war Felician Schwab (Suevi), der bereits (namentlich zu Luzern und Solothurn) mehrere musikalische Werke komponiert hatte und in diesem Fache auch in Gmünd noch weiter thätig war, ja während seines dortigen Aufenthaltes seine meisten derartigen Werke veröffentlichte. Im Jahre 1650 mußte er jedoch das Guardianat mit der Stelle eines Vikars vertauschen und kam in dieser Eigenschaft 1653 nach Speyer. Daselbst ließ er sich die Kirchenmusik ebenfalls recht angelegen sein, hatte aber deshalb mit seinem Guardian manche Dissidien wegen des häufigen Besuches der „Musikanten“, die viel Unruhe und Unordnung in die Stille des Klosters brachten[3].

Um jene Zeit fingen die Minoriten zu Gmünd an, mit dem Unterrichte der Jugend sich zu beschäftigen; wenigstens werden in einem Schriftstück vom Jahr 1652 zwei Patres als damit betraut angeführt. Offenbar handelte es sich um lateinischen und überhaupt um jenen Unterricht, wie er an den unteren Klassen der Mittelschulen erteilt zu werden pflegt. Die eigentliche Gründung einer solchen Lehranstalt fällt wohl erst in das Jahr 1736[4].

Die Beziehungen des Franziskaner- wie der übrigen Mendikantenklöster in Gmünd zum dortigen Pfarrklerus waren, wie anderwärts, nicht immer die besten. Im August 1666 berichtete der Guardian Edmund Hartmann an den in Maihingen befindlichen Provinzial Christof Vogel, daß vom Bischof von Augsburg auf Betreiben


  1. Aus der Inschrift, die auf seinem noch jetzt in der Sakristei der ehemaligen Ordenskirche aufbewahrten Porträt angebracht ist, erfahren wir, daß er zur Herstellung seines Klosters bei 12000 fl. zusammengebettelt habe. Mehrere darauf bezügliche Posten sind offenbar in den schon mitgeteilten Anniversarverzeichnissen vorgetragen.
  2. In der mehrerwähnten Descriptio behauptet der Guardian Alex. Herth, in einem alten Gedenkbuch des Klosters gelesen zu haben, daß Laib diesen Gebrauch angeregt habe. Hiefür spricht insbesondere auch der in der Inschrift auf seinem Porträt vorkommende Passus: „Ao. 1620 civitatem Gamund. in vera fide servavit.“ Vgl. meine Prov. Gesch. S. 109. Den Irrtum Stälins, Wirt. Gesch. IV, 247 ff., der Laib um 100 Jahre zu früh existieren läßt, korrigierte Wagner, Gmünd 1523–1525, l. c. S. 33 n. 2.
  3. Unterm 17. April 1654 beschwerte sich der Guardian beim Provinzial, daß das Gemach seines Vikars „ein Wirtzhaus worden; ich mache, was ich will, so bleibt es die Musikantenzunft“. Dagegen hob letzterer in seinem am 23. Sept. 1654 an den Provinzial gerichteten Schreiben hervor, er habe den sonn- und feiertäglichen Gottesdienst so weit gebracht, daß alle Musici zu den Franziskanern laufen. Vgl. meine Gesch. der oberd. Min. Prov. S. 125.
  4. In der 1715 angelegten und von da an fortgeführten Klosterchronik heißt es: „A. 1736 ad instantiam R. P. Guardiani studium inferioristicum fuit erectum seu reinceptum, quam jam antea aliquamdiu vigeret, consentiente et approbante Dignissimo (Provinciali) nostro, non sine civium consolatione, quorum filii disciplinae nostrae fuerunt traditi; quilibet corum praeter 4 fl. plaustrum lignorum promisit conventui. Primo anno unus tantum professor docuit, secundo mox alter huc missus est. Tandem a. 1749 ad quorundam patronorum instantiam scholae inferiores fundatae fuerunt promissis conventui annuatim 100 fl. pro duobus professoribus a grammatica ad rhetoricam usque juventutem instructuris, cui pecuniae summae domini civitatis addiderunt 10 orgyas lignorum per singulos annos.“
Empfohlene Zitierweise:
Konrad Eubel: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 13 (1890), S. 123-137, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_W%C3%BCrtt_Jahrbuch_SL_1892_1052.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)