Seite:De Weerth Schnapphahnski 076.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es war um die Karnevalszeit auf einem Maskenballe. Die gute Stadt Brüssel hatte Alles aufgeboten, um auch durch den Ball der Oper den Beweis zu liefern, daß man in Belgien jede französische Sitte nachahmen könne, wenigstens so gut, als es dem kleinen Belgien überhaupt möglich ist. Die wenigen schönen Frauen, die es in Brüssel giebt, waren in ihrem besten Staate gegenwärtig. Ich glaube, in keinem Lande der Welt ist das „schöne Geschlecht“ mehr vernachlässigt, als in Belgien. Man gehe in jedes beliebige Theater und man überzeuge sich davon, daß der Rand der Logen mit einer wahren Perlenschnur von Medusenköpfen gesäumt ist. Die eigentlichen Vlamländerinnen haben Gliedmaßen, wie sie sich nie ein weibliches Wesen erlauben sollte. Die Walloninnen, schwarzäugig und lebendig zwar, wie Französinnen, verlieren sehr durch ihren mangelhaften Taint. Fragt man in Lüttich nach schönen Frauen, so heißt es: O, gehen Sie nur par exemple nach Brügge, dort finden Sie noch viel spanisches Blut. Erkundigt man sich in Brügge nach hübschen Damen, so heißt es: O, gehen Sie nur nach Lüttich, dort herrscht die französische Raçe vor. Leider fand ich weder Spanier noch Franzosen in Belgien – nur Belgier; rien que cela. Jedenfalls sind die Belgier schöner als die Belgierinnen.

Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_076.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)