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wenn Paul drei Mal verliert, da bekommt er auch drei Striche und fängt er an zu weinen: da lacht man ihn aus und Agnes fällt ihm um den Hals und küßt ihn, trotz seines Schnurrbarts und der Abend verstreicht unter Scherz und Jubel und es giebt kein schöneres Spiel als der „schwarze Peter.“

Herr von Schnapphahnski trieb es nicht so unschuldig. Wie wir schon erzählten, saß er in Aachen, am Grabe Karls des Großen und spielte Roulette – –

Beiläufig bemerkt, war Aachen bis in die neueste Zeit hinein ein höchst unbekannter Ort. Erst vor kurzem wurde er durch Heinrich Heine entdeckt und nach Verdienst besungen[1]. Die Schönheiten Aachens sind erst durch Heine recht ans Licht gekommen. Man hatte früher nur eine dunkle Ahnung davon. Man wußte nur, daß Karl der Große seliger, dort verstorben und vergraben sei, daß die Bauern der Umgegend alle sieben Jahre zu der Kunstausstellung des heiligen Hemdes[2] und die Bonner Studenten jeden Sonntag zu dem natur-grünen Tische der Redoute[3] wallfahrteten – die Bauern, um mit reuigem Herzen, mit verzückten Augen und gebeugten Knieen vor dem wunderthätigen Hemde ihre Andacht zu verrichten und von Noth und Fegefeuer erlöst zu werden – die Studenten, um im Schmuck der goldenen


  1. Deutschland, Ein Wintermärchen, Caput III aus Heinrich Heine: Neue Gedichte, Hamburg, 1844
  2. Die Aachener Heiligtumsfahrt findet seit dem 13. Jahrhundert statt, bei der die Aachner Dom Reliquien, angeblich bestehend aus Windel(n) und dem Lendentuch Christi, dem Marienkleid und dem Enthauptungstuch Johannes des Täufers besichtigt werden können.
  3. Es handelt sich hierbei um die „Neue Redoute“, dem jetzigen alten Kurhaus, die vom Architekten Jakob Couven entworfen wurde und bis 1854 die Aachener Spielbank beherbergte.
Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_101.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)