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wochenlanger Niedergeschlagenheit fühlte er auf’s Neue alle seine Muskeln und Nerven in fieberhafter Bewegung. Er war endlich wieder der alte Schnapphahnski, er war wieder ein schöner Mann vom Scheitel bis zur Zehe, doppelt schön, weil er etwas wagte – er glich einem Spieler, der nach tausend Verlusten, aus seiner Lethargie erwacht und die letzte Goldrolle hohnlachend auf den grünen Tisch wirft.

„„Machen Sie die Herzogin, ich werde den jugendlichen Verliebten spielen!““ rief der erfindungsreiche Ritter, indem er plötzlich im Gehen inne hielt, den Arm des Freundes fahren ließ und sich mit der zierlichsten Verbeugung vor den Grafen pflanzte. „„Ich weiß nicht mehr recht, wie ich mich seiner Zeit als brauner Husar in O. in Schlesien betragen habe. Ich muß mich einmal darin üben. Damals war ich wirklich ein harmlose Junge, ein schönes Kind, und alle alten Damen wollten mich auf den Schooß nehmen mit Stiefeln und Sporen, um mich zu küssen. Wenn ich vor der Herzogin nur halb so naiv erscheine, wie einst vor der Gräfin S., da haben wir gewonnenes Spiel und ich versetze meiner Dulcinea in einem einzigen Jahre, die Hälfte ihrer Waldungen – alle meine Schaafe werden enthypothecirt.““

Der Ritter riß die Decke von dem nächsten Tisch und hing sie nolens volens[1] über die Schulter


  1. lat. Phrase für unfreiwillig, wohl oder übel, notgedrungen
Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_173.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)