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bei jeder Soirée[1] einige Tassen, einen Stuhl, oder irgend ein anderes unschuldiges Möbel, so daß seine Freunde ihn ein für allemal als den kostspieligsten Gast bezeichneten. Im Gespräche war der Baron sehr verständlich; er führte die undiplomatischsten Redensarten und drückte sich sogar sehr derb aus, wenn er in Eifer gerieth. Nichtsdestoweniger war er bei den Damen gern gesehn, denn der Baron war jedenfalls eine zu ehrliche Erscheinung, als daß man ihm hätte zürnen sollen. Er ließ sich auch so willig von den jungen Comtessen an der Nase herumführen, daß man ihm schon der komischen Scenen wegen, zu denen er Veranlassung gab, mit Freuden alle Extravaganzen verzieh. Schrecklich blieb er freilich für die meisten Damen, durch den mehr als pikanten Duft des Pferdestalles, den er fortwährend in seinen Kleidern trug. Die Röcke und Beinkleider des adligen Herrn waren dergestalt von diesem durchdringenden Parfum gesättigt, daß die Fürstin X. einst ohnmächtig wurde, als sie den Baron näher beroch. Ein wahrer Kampf entspann sich zwischen der Atmosphäre des Salons und der Atmosphäre des Stalls, wenn der Baron zur Thüre hineintrat, und Fürstin X. behauptete, sie glaube auch jedesmal nichts anderes als daß ein leibhaftiger, vierfüßiger Hengst hereinspaziere. Das Eigenthümliche und Charakteristische


  1. frz. soir: Abend; abendlich stattfindende Treffen zur allgemeinen Unterhaltung von adligen Personen; ab dem 19. Jahrhundert vermischt mit bürgerlichen Kreisen
Empfohlene Zitierweise:
Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_178.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)