Seite:De Weerth Schnapphahnski 206.png

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Im Hofe erwachten Hunde und Katzen; im Stall die Rosse samt ihren Knechten; in der Küche fuhr Koch und Küchenjunge empor und erwachend reckten die übrigen Dienstboten ihre steif gewordenen Glieder. Die Herren und Damen des Saales regten sich nicht minder: sie fuhren in ihrem Bankett fort und ahnten kaum, daß sie ein Paar hundert Jahre lang geschlafen hatten.

Kurz, alles wurde lebendig, von den Helden des Saales an, bis zu der Fliege an der Wand, dann oben im Erker küßte der Ritter die Jungfrau, und vom Traume erwachend, sank sie liebeseufzend an seine Brust.

Gelehrte Leute behaupten, der ganze Zauber rühre von dem Stich einer Spindel her und nur durch einen Kuß könne so etwas wieder gut gemacht werden – –

Ich weiß nicht, wie es darum steht, soviel ist aber gewiß, daß die Umarmung des Ritters Schnapphahnski und der Herzogin von S. denselben Einfluß auf die verschuldeten Güter des erstern hatte, wie der Kuß des Ritters der Sage und der schlafenden Jungfrau, auf das verwünschte Waldschloß. Der Kuß des Ritters entzauberte das Schloß; die Umarmung unseres Schnapphahnski enthypothesirte seine sämtlichen Besitzungen.

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_206.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)