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ein Mann, der sich etwas verschämt, wie es Liebende sind, rechts und links umschaute, um sich davon zu überzeugen, daß ihn auch Niemand in dem allgemeinen Wirrwarr bemerke. Es war die höchste Zeit den Raub zu vollbringen. Den Westphalen stach es wie mit tausend Nadeln, er rückte hin und her und immer flehentlicher und immer bittender leuchteten seine unschuldigen Augen.

Da konnte ich nicht länger wiederstehen; ich wandte mich seitwärts und schon hatte ich die Hand nach der Heißersehnten ausgestreckt, da kam mir plötzlich der gewandtere Nebenbuhler des armen Westphalen zuvor, ich erkannte in meinem Gegner meinen frühern Nachbar, den preußischen Deputirten, den Ritter von der Teltower Rübe und ich wäre fast vor Lachen gestorben, als ich ihn mit einer wahrhaft teuflischen Geschwindigkeit sammt der eroberten Torte davon rennen sah.

Der arme Westphale sank aber wie eine geknickte Blume zusammen; er röchelte in seine Serviette hinein und: „Geld ist Dreck, aber Dreck ist kein Geld!“ schien er noch einmal zu seufzen, da machte ich mich aus dem Staube, denn ich fürchtete den gerechten Zorn des Mannes, ich glaube, er hätte mich getödtet mit Messer und mit Gabel und mich selbst gefressen statt der verhängnißvollsten aller Torten.

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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_262.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)