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Zeit als das der Nordatlantis. Da aber nach der Permanenzlehre das Hochziehen eines großen Atlantiskontinents als ausgeschlossen bezeichnet werden muß, so wird diese floristische Prozentreihe, die durch die zoologischen Verhältnisse vollauf bestätigt wird, und der die Geologie nicht zu widersprechen scheint, tatsächlich zu einem direkten Beweis für eine vom Süden nach Norden fortschreitende Trennung der afrikanisch-europäisch-amerikanischen Scholle.“ Das ist genau der Standpunkt der Verschiebungstheorie[1].

     Wir könnten noch viele andere Autoren anführen, die die frühere Existenz der angegebenen Landverbindungen quer über den Atlantik bestätigen. Aber da diese Verbindungen heute wohl kaum noch irgendwie in Zweifel gezogen werden, dürfte sich dies erübrigen. Auf die Zeugnisse aus der Regenwurmverbreitung werden wir ohnehin noch später zurückkommen.

     Die biologischen Beziehungen zwischen Dekan und Madagaskar, angeblich über ein versunkenes „Lemurien“ hinweg, sind allbekannt. Wir verweisen auf unsere Abb. 1 und die Zusammenstellung bei Arldt. Diener [226], der im übrigen für die Permanenz der großen Ozeanbecken eintritt, äußert sich hierüber so:

     „Eine landfeste Verbindung der vorderindischen Halbinsel mit Südafrika über Madagaskar ist für die Perm- und Triasperiode aus tiergeographischen Gründen unabweisbar, da in den Gondwanafaunen Ostindiens europäische Landwirbeltiere … sich mit solchen mischen, die … in Südafrika beheimatet waren. Auch die Besiedelung von Madagaskar durch Titanosaurus und einen Verwandten von Megalosaurus zur Zeit der oberen Kreide muß auf dem Wege über Vorderindien stattgefunden haben, da der Kanal von Mozambique bereits im Lias geöffnet war. Erst im jüngeren Abschnitt der Kreideperiode dürfte die schmale, langgestreckte Insel, deren Enden wir im Dekan und auf Madagaskar zu suchen haben, mit ihrem Mittelstück vollends zur Tiefe niedergegangen sein, so daß das Äthiopische Mittelmeer Neumayrs, bis dahin eine Dependenz der Tethys, nunmehr in eine breite, offene Verbindung mit dem Indischen Ozean trat.“ — Statt des von Diener angenommenen Niedergehens auf mehr als 4000 m Tiefe, das in solcher


  1. Natürlich hat Kubart Recht, wenn er meint, daß man die ältere Vorstellung vom Versinken der Landbrücken nicht ganz ausschalten darf. Der Leser wird im Gegenteil bemerken, daß in diesem Buch an vielen Stellen von ihr Gebrauch gemacht wird, nur nicht im Bereich der großen Ozeanbecken.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_110.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)