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die einfachen und ununterbrochenen Verbreitungslinien vom südlichen Vorderindien über Ceylon nach dem südlichsten Westaustralien usw. (Megascolex) und vom nördlichen Vorderindien über Neuguinea nach Neuseeland (Octochätus, Pseudisolabis) bzw. nach Nordqueensland, Neuseeland, Südostaustralien (Perionyx) bilden. Zu beachten ist, daß Neuguinea ein vollwertiges Glied dieser nördlichen Verbreitungslinie darstellt. Nachdem sich dann die australische Scholle von der antarktischen losgelöst hatte, wurde sie nordostwärts abgedrängt und mit ihrem nordostwärts vorragenden Kopfe Neuguinea in die malaiische Scholle hineingeschoben… Bei diesem katastrophalen Vorgang wurde nun der in innigste Berührung mit der malaiischen Scholle kommende Rammkopf Neuguinea von der jüngsten, verbreitungskräftigen Megascolecidengattung Pheretima, die mittlerweile auf der malaiischen Scholle zur Herrschaft gelangt war, überschwemmt und seiner älteren Oligochätenfauna (Octochätus, Perionyx und andere) beraubt. Auf diese Weise, durch den Ausfall Neuguineas, vergrößerte sich die Lücke in der Verbreitungslinie Nordindien—Neuseeland und nahm eine Weite an, die eine Erklärung durch einstige unmittelbare Landverbindung fast unmöglich erscheinen ließ. Neuseeland muß bei dieser Pheretimakatastrophe schon von Neuguinea getrennt gewesen sein, und auch der australische Kontinent war wohl kaum noch mit Neuguinea in länger dauernder unmittelbarer Landverbindung, mutmaßlich schon durch eine schmale Flachsee davon getrennt; denn es konnte höchstens eine einzige Pheretimaart (Ph. queenslandica, anscheinend in Nordqueensland endemisch) nach dem australischen Kontinent gelangen. Auch die Trennung Neuseelands von Australien, wenigstens durch eine Flachsee, muß schon ziemlich früh stattgefunden haben, denn Neuseeland zeigt nur geringe Beziehungen zum australischen Kontinent… Wahrscheinlich lösten sich zuerst die mittleren Teile Neuseelands bogenförmig vom australischen Kontinent los, während das Südende mit Tasmania, das Nordende mit Neuguinea zunächst noch im Zusammenhang blieb. Dann sonderte sich das Südende von Tasmania und erst eine beträchtliche Zeit später das Nordende von Neuguinea ab… Eine etwas länger dauernde, vielleicht isthmusartige Landverbindung hat wahrscheinlich noch durch Vermittlung Neukaledoniens und die Norfolkinsel zwischen Südqueensland und der Nordinsel von Neuseeland stattgefunden und die Überwanderung von Megascolex ermöglicht. Der Weg über Neuguinea scheint mir für Megascolex

Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_123.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)