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Desgleichen ist die südlichste Kette der Sunda-Inseln Sumba—Timor—Ceram—Buru, die früher wohl die südöstliche Fortsetzung der Sumatra vorgelagerten Inselreihe gebildet hat, an Java vorbeigeglitten, bis sie von der heranrückenden Scholle Australien—Neuguinea ergriffen wurde.

     Ein anderes Beispiel ist Kalifornien. Die Kalifornische Halbinsel zeigt an ihren seitlichen Vorsprüngen Schleppungserscheinungen (Abb. 53), die ein Vorwärtsdrängen der Landmassen nach Südsüdost zu beweisen scheinen. Die Spitze der Halbinsel ist durch den Stirnwiderstand des Simas bereits amboßartig verdickt, und die Halbinsel erscheint im ganzen bereits stark verkürzt, wie aus dem Vergleich mit dem Ausschnitt des kalifornischen Golfs hervorgeht. Ihr nördlicher Teil hat sich nach Wittich [187] erst kürzlich aus dem Meere gehoben, und zwar um Beträge bis über 1000 m, ein deutliches Zeichen für starken Zusammenschub. Daß die Spitze früher wirklich in der vor ihr liegenden Einkerbung der mexikanischen Küste gelegen hat, kann nach den Konturen kaum bezweifelt werden. Die geologische Karte zeigt hüben wie drüben „postkambrische“ Intrusivgesteine, deren Identität allerdings noch nicht erwiesen ist.

     Aber außer der Verkürzung der Halbinsel selbst scheint auch noch ein Gleiten nach Norden oder richtiger ein Zurückbleiben der Halbinsel bei einem Südwärtsdrängen des Festlandes relativ zur Unterlage vorzuliegen, an dem wohl auch die nördlich sich anschließenden Küstenketten teilnehmen. Hierdurch erklärt sich die große Ausbauchung der Küstenlinie bei San Franzisko durch Stauung. Diese Auffassung wird in auffallender Weise bestätigt durch die berühmte Erdbebenverwerfung von San Franzisko vom 18. April 1906, die nach Rudzki [15] und Tams [188] in unsere Abb. 53 eingezeichnet ist. Denn der östliche Teil schnellte hierbei nach Süden, der westliche nach Norden. Wie zu erwarten, zeigten die Vermessungen, daß der Betrag dieser plötzlichen Verschiebung mit zunehmender Entfernung von der Spalte immer geringer wurde und in größerer Entfernung nicht mehr nachweisbar war. Natürlich war die Erdkruste auch schon vor dem Sprung in langsamer kontinuierlicher Bewegung. Andrew C. Lawson [189] hat diese Bewegung zwischen 1891 und 1906 mit der Sprungrichtung verglichen und kommt zu dem in Abb. 54 gezeigten, für die „Point Arenagruppe“ der Beobachtungen gültigen Resultat, daß ein Oberflächenelement auf der späteren Spalte sich in den genannten 15 Jahren um 0,7 m von A nach B bewegte, dann durch die Spaltenbildung geteilt wurde, wobei die

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Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_203.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)