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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

ist, ohne poetische Tiefe, abgerechnet, nach Form und Inhalt für durchaus gelungen; das Lächerlich-Schaurige, das in gewissen Gattungen des Wahnsinns liegt, hätte nicht besser geschildert werden können; die Szenen aus dem Burschenleben sind aus dem Leben gegriffen und ganz ergötzlich; zumal herrscht in der Beschreibung der Dr. Schnatterschen Vorlesung … echte, komische Kraft, und Satans Rache ist des Schalks würdig, aber die Gardinenpredigt, die folgt, streift ans Gemeine und hätte dem Leser erlassen werden mögen … Nur der ewige Jude entspricht der Idee dieses tiefen Mythus keineswegs; … die eingeschobene Novelle zeugt wieder von dem entschiedenen Talent des Herrn ****f fürs Schauerliche und des Baron von Garnmacher Erzählung von origineller Erfindungsgabe im Komischen.

„Nachdem wir das schöne Talent des Verfassers mit Freuden anerkannt, verhehlen wir auch den Zweifel nicht, ob er dem Gegenstande, den er gewählt, ganz gewachsen war.“ – Es folgt eine Darlegung dessen, wie der Satan selbst hätte wirkungsvoller dargestellt werden können, und eine Beurteilung des Angriffs auf den Goetheschen Mephisto.

Von den zu Lebzeiten Hauffs veröffentlichten Auslassungen über den ersten Teil der Satansmemoiren seien noch einige Sätze aus einer „Vorlesung in der litterarischen Mittwochsgesellschaft in Berlin“ erwähnt, die sich im „Gesellschafter“ Nr. 79 u. 80 vom 19. Mai 1826 abgedruckt findet. Voran geht zunächst eine Erörterung über die Möglichkeit, ob der Satan, als Lügner, überhaupt Memoiren, d. h. Denkwürdigkeiten über wirklich Geschehenes, schreiben könne und anderes mehr. Dann fährt der Vortragende fort:

„… Indessen wurde ich durch den leichten, gefälligen, oft sehr witzigen Stil unseres einleitenden Vermittlers meinem Bedenken über seine Geistesverfassung enthoben … War ich nun in der Einleitung durch alte Bekannte aus Hoffmanns Büchern beständig geneckt worden, so ging es mir in den Studien des Satans nicht besser. Lauter alte Bekannte! … Das Zusammentreffen im Tiergarten mit dem ewigen Juden und Hoffmann läßt alles erwarten, was man nur in den Satansmemoiren lesen möchte, aber man bekommt nichts … Was für eine Menge von Satanen müßte es geben, wenn alle Satane wären, die sich darstellen wie dieser! Vergleichen wir noch, was unser Satan über die Veranlassung seiner Memoiren sagt, so ist das unsatanische Bild vollendet, das uns der Herr Herausgeber als den echten Satan aufdrängen will …

A–r.“

Dieser erste Teil der Satansmemoiren war das einzige Werk, von dem Hauff noch eine zweite Auflage erlebte, die mit einigen wenigen [183] Änderungen 1827 erschien und zwar jetzt, wie der bereits veröffentlichte zweite Teil, unter dem Namen des Dichters. Während noch der erste Teil und die inzwischen erschienenen Werke Hauffs die Rezensenten beschäftigten, arbeitete er bereits am zweiten Teile, so daß dieser noch während des Dichters Abwesenheit im Herbst 1826 erscheinen konnte. Von einem dritten Teile, den er noch zu schreiben gedachte, kam nichts mehr zur Ausführung; nur der Plan dazu fand sich unter seinen hinterlassenen Papieren. Der Gedanke wurde jedoch von anderer Seite zur Ausführung gebracht. Ferdinand Johannes Wit, genannt von Dörring (1800–1863), der 1819 als Burschenschafter verfolgte und nach England geflüchtete politische Abenteurer, gab 1829 einen dritten Teil zu den „Memoiren des Satan“ heraus, dessen Inhalt „Der Teufel in München und der gefallene Engel“ und „Phantasie und Erzählung, begründet im Leben der neusten Zeit“ bildete. Endlich erschien 1839 noch ein viertes Bändchen unter dem Titel: „Streifereien des Satans auf der Erde“. Aus dem Diabolischen übersetzt von H. v. Canitz.

Trotzdem man dem Erscheinen des zweiten Teiles früher mit Spannung entgegengesehen hatte, beschäftigte er doch die Kritiker bei weitem weniger als der erste. Von den Besprechungen darüber seien nur drei erwähnt. Die erste, von Th. Hell geschriebene, erschien am 14. März 1827 in Nr. 21 des „Wegweisers“ der „Abendzeitung“.

„… Fast möchten wir sagen“, schreibt Hell, „der zweite Teil sei noch etwas satanischer als der erste, und dies ist bei dem Malzeichen auf dem Titel eben nicht das Unerfreulichste … Fortsetzung und Beschluß des ‚Fluchs‘, einer Novelle, bewähren des Verfassers ausgezeichnetes Talent für diese Art von Dichtung aufs unwiderleglichste. Die Führung der Intrige selbst ist sehr spannend, und die Schilderung der Charaktere ungemein lobenswert … Rein humoristisch ist: ‚Mein Besuch in Frankfurt‘. Der stille Herr oder Seufzer aus Dessau und das Gräfchen Reps bilden den meisterhaft geschnitzten Rahmen zu dem Gemälde, in welchem sich das Frankfurter Judenpärchen männlichen und weiblichen Geschlechts, Papa und Tochter, abspiegelt. Alles ist bis auf die kleinsten Züge aus der Natur gegriffen … Möge Hauff doch fortfahren, uns diese Memoiren des Satans ferner mitzuteilen, er wird gewiß auf den Dank aller Lichtfreunde rechnen können.“

In Nr. 119 der „Blätter für Litterarische Unterhaltung“ vom 22. Mai 1827 findet der zweite Teil der Satansmemoiren eine Besprechung, deren Hauptsätze folgendermaßen lauten: „Der Witz ist ebenso reich als beißend, und es nimmt uns gar kein Wunder, wenn der Verfasser,

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig, Wien 1891–1909, Seite 182–183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_2_093.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)