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Arbeit mit ihrer Fortsetzung in Nr. 94 des „Literaturblattes“ war übrigens, wie die Redaktion desselben unter dem zweiten Artikel bemerkt, die letzte, durch seinen Tod unterbrochene, die Hauff überhaupt geschrieben hat. Er sagt darin über „Die letzten Ritter von Marienburg“ mit einem Anschein von Selbstbespöttelung oder von strenger Objektivität, die den Verfasser nicht erkennen lassen will: „Auch wieder einmal eine Novelle, doch Gottlob keine historische, wie wir beim ersten Anblick geargwohnt hatten; lieber wäre es uns gewesen, wenn Herr Hauff seinen Stoff, wie es im ersten Kapitel geschieht, durchaus zu einer Satire der historischen Romane, nicht aber zu einer ziemlich unnötigen Belobung derselben benützt hätte.

… Die letzten Partien der Novelle sind abgerissener und eilender als die ersten, und verfehlen dadurch den Charakter der besonnenen Ruhe und Rundung, den die Novelle haben soll. Herr Hauff scheint sich zwar diesmal in Hinsicht auf Sprache und Anordnung mehr Mühe gegeben zu haben als im vorjährigen Frauentaschenbuch; aber auch hier sind die Figuren nur skizziert, flüchtig angedeutet und gelangen somit nicht zu echterm, farbigem Leben. Das Motiv, aus welchem Fräulein Elise den Dichter Palvi aufgibt, ist, wenn ein natürliches, doch jedenfalls kein poetisches.“

Endlich sei zum Schluß noch eine kurze, aber sehr anerkennende, treffende Beurteilung der gesamten drei Novellenbände Hauffs angeführt („Literaturblatt“ Nr. 40 vom 19. Mai 1829): „… Lebhafte Darstellung und blühende Sprache sind ihr Vorzug vor unzähligen Erzeugnissen dieser Art in der neuesten Zeit, und somit werden sie billig auch fernerhin noch unter die gelesensten gerechnet werden. – Dem aufmerksamen Beobachter der Hauffschen Novellen wird die sukzessive Lesung derselben ein schönes Zeugnis von den schnellen Fortschritten der frühe verblüehten Muse geben. Es ist merkwürdig, wie in kurzer Zeit sich die fließende Sprache zur gewandten und geschmackvollen Darstellung, die Erzählung der Situationen und Ereignisse des äußeren Lebens zur Charakteristik der inneren Welt hervorgearbeitet und seine Dichtungen mehr und mehr gewonnen haben. Zu den willkommensten Produktionen Hauffs gehören unstreitig die beiden Novellen des letzten Bandes: ‚Die Ritter von Marienburg‘ und ‚Das Bild des Kaisers‘.“



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Othello.

 Wie? Wann? und Wo? Die Götter bleiben stumm!
 Du halte dich ans Weil, und frage nicht Warum?
 (Goethe[1].)


  1. Aus „Sprüche in Reimen“.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig., Wien, 1891-1909, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_4_140.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)