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Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke

Das Wirtshaus im Spessart (S. 115–268).

Diesem Werke wurde zu Grunde gelegt:

M = Märchenalmanach für Söhne und Töchter gebildeter Stände auf das Jahr 1828. Herausgegeben von Wilhelm Hauff. Stuttgart bei Gebrüder Franckh. (248 S., 12º).

Der Originaldruck dieses Werkes hat in der Schreibung einer großen Anzahl von Wörtern außerordentlich viele Ungleichmäßigkeiten und Druckfehler, die in unserer Ausgabe ohne weiteres beseitig werden konnten, indem dafür die heutige Schreibweise eingeführt wurde, soweit diese keine Veränderung des Lautes der Wörter mit sich brachte. So nahmen wir stets folgende Schreibungen an: ging, fing, hing, gibt, erschrak, Spuk, greulich, töricht, Verleumdung, Strick, blickten, wickelte, Augenblick, Stücke, dick anstatt gieng, fieng, hieng, giebt, erschrack, Spuck, gräulich, törigt, Verläumdung, Strik, blikten, wikelte, Augenblik, Stük, dik der Vorlage; ferner verzeichnen wir von vereinzelt vorkommenden Schreibungen folgende in unserer Ausgabe selbständig angebrachte Änderungen:

S. 152, Z. 24. Floos M.

S. 163, Z. 11. von Tannenbühl M.

S. 164, Z. 19. verschließen M.

S. 167, Z. 9. riessen M.

S. 217, Z. 15. in der Höhe M.

S. 218, Z. 22/23. Mit Gold in ihre Schlingen zu verloken M.

S. 224, Z. 22. Taback M.

S. 230, Z. 12. nun ein kleiner Körper M.

S. 256, Z. 29. rieß M.

Die Sage vom Hirschgulden (S. 121–139).

Die Sage, wenn sie wirklich eine altwürttembergische und nicht eine von Hauff frei erfundene ist, scheint hier, wie so oft, verschiedene Gestalten und Ereignisse aus der Geschichte verschiedener Zeiten durcheinander geworfen und miteinander in Verbindung gebracht, dabei auch wirkliche Namen durch erdichtete ersetzt zu haben. Geschichtlich (nach M. Schmitz, Die Grafen und Fürsten von Hohenzollern, Sigmaringen 1895) ist, daß Graf Friedrich, genannt Mülli, aus der Schalksburger, gegen Ende des 13. Jahrhunderts gestifteten Linie des Hauses Zollern, die mit ihm 1408 ausstarb, sein ganzes Besitztum, die Herrschaft Schalksburg nebst Balingen, 1403 infolge trauriger Familienzerwürfnisse an Graf Eberhard von Württemberg verkaufte, und daß gleichzeitig in der Hauptlinie der schwäbischen Zollern zwei an Charakter und Lebensführung sehr ungleiche Brüder, Graf Friedrich der Öttinger (gest. 1443) und Graf Eitel Friedrich I. (gest. 1439), durch eine am 22. September 1402 erfolgende verhängnisvolle Erbteilung in verderblichen Zwist gerieten, infolgedessen Friedrich der Öttinger 1415 sein ganzes Besitztum, mit Ausnahme seines Anteils an der Burg Zollern, die aber von seinen Feinden am 8. Mai 1423 völlig zerstört wurde, und Hechingen, an Eberhard von [449] Württemberg verpfändete, um es – da er kinderlos war – nach seinem Tode nicht an seinen Bruder kommen zu lassen. Er wird als ein ritterlicher, tapferer, kriegerisch gesinnter, ungestümer und stets zu raschem Dreinschlagen bereiter Mann von imposantem Wesen geschildert, während sein jüngerer Bruder Eitel Friedrich für besonders klug, besonnen, sparsam und wirtschaftlich gilt und sein Haus aus schwierigen Verhältnissen durch musterhafte Ordnung und geregelte Verwaltung wieder zu Ehren und Ansehen brachte. Ein dritter Bruder, der ebenfalls den Namen Friedrich führte (gest. 29. Juli 1436), trat in den geistlichen Stand und wurde Domherr zu Straßburg und Bischof zu Konstanz. Auch er soll eine rasche, tatkräftige Natur gewesen sein und wiederholt in den Streit zwischen seinen Brüdern eingegriffen haben. Der Vater dieser drei aber, Graf Friedrich der ältere (Fritz senior), der am 26. November 1401 starb, hat mit dem von Hauff als „das böse Wetter von Zollern“ geschilderten Grafen so gut wie gar nichts gemein. Ihn kennt die Geschichte vielmehr als eine der bedeutendsten Gestalten seines Hauses, eine kräftige Natur von gesunder Einsicht und väterlicher, umsichtiger Fürsorge für sein Land.

Der erste Herr zu Schalksburg aber, der mit dem in Hauffs Sage genannten „kleinen Schalk“ übereinstimmen müßte, Friedrich von Merkenberg, starb bereits ums Jahr 1303. Auch er hatte außer zwei Schwestern noch zwei Brüder: Friedrich der Ritter (gestorben nach 1296) und Friedrich (gestorben nach 1306). Diese alle waren Söhne Friedrichs des Erlauchten und seiner Gattin Udilhild, Gräfin von Dillingen, lebten also in einer viel früheren Zeit, als der Verkauf Balingens an Württemberg stattfand.

Die Höhle von Steenfoll (S. 213–227).

In seiner Besprechung dieses Märchens im „Wegweiser“ zur „Abendzeitung“ (vgl. unsere Einleitung S. 11) sagt Theodor Hell mit solcher Bestimmtheit, es sei den „Tales of a voyager“ entlehnt und recht wacker übertragen, daß man schon hieraus schließen muß, er habe das Original, dem Hauff seine Erzählung entnahm, selbst gekannt. Zudem konnte der Zusatz, den Hauff seinem Titel gibt, „eine schottländische Sage“ sowie deren ganzer Inhalt und seine düstere Darstellung, die mit Hauffs sonstigen Schriften recht wenig gemein hat, von vornherein die Annahme rechtfertigen, daß uns Hauff hier nicht eigentlich ein Kind seiner Muse, sondern eine anderwärts entlehnte Erzählung bietet. Dies war von jeher meine Ansicht, von der ich auch durch die vergebliche Bemühung, die Grundlage zu finden, sowie durch die Erwägung, daß die gut deutschen Namen Kaspar Strumpf, Wilm Falke und der darin vorkommende holländische Schiffer eigentlich das englische oder schottische Gepräge der Sage verwischen, nicht loskommen konnte. Schon fand ich mich fast genötigt, die Sache auf sich beruhen zu lassen, als mir Dr. Hans Hofmann in Solingen, der sich durch sein jüngst (1902) erschienenes Werk über Hauff sehr um die Kenntnis des Lebens und der Werke des Dichters verdient gemacht

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hauff: W. Hauffs Werke. Bibliographisches Institut, Leipzig., Wien, 1891–1909, Seite 448–449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wilhelm_Hauff_Bd_4_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)