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 Der horchende Satyr.

Warum neigest du so dein Ohr zur Flöte, du Satyr?
     Als gelüstete dich innig ihr lieblicher Schall.
Seht er lächelt und schweigt! Der Horcher schweiget aus Vorsatz;
     Sinn und Gedank’ ist ihm tief in die Töne versenkt.


 Auf das Bild eines lachenden Satyrs,
          das aus vielen Steinen zusammengesetzt war.

Alles, was Satyr heißt, ist Spötter; aber warum doch,
     sage mir Satyr, warum lachst du auch immer für dich?
„Wandrer, ich staune mich an, wie aus der Menge von Steinen
     ich zum Bilde gedieh und nun ein Satyr bin.“


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)