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jenem Flüchtlinge, der Neugierde begnügen? Die schönsten Gedichte Martials, Catulls, der griechischen Anthologie und der neuern Epigrammatisten setzen sich oft ein edleres Ziel; mithin werden die Worte Erwartung und Aufschluß, die sich über dem nicht völlig entsprechen, auch in solche verwandelt werden müssen, die mehrere Empfindungen in sich fassen und ihre Befriedigung ausdrücken. Oder das Epigramm würde zu einem ermüdenden Spiel, zu einer verfliegenden Seifenblase.

Und welches wären etwa diese mehrfassenden Worte? Mich dünkt, auch wenn ich diese Theorie annehme, keine andere, als Darstellung (Exposition) und Befriedigung. [1] Das Denkmal selbst würde uns vorgeführt, es wirkte


  1. c) Vavaßor nennt sie expositionem et clausulam, die ältern Theoristen des Epigramms nennen sie indicationem oder narrationem et conclusionem. Der Verf. der Gedanken von Deutschen Epigrammatibus Leipz. 1698. nennt sie pratasinund apodosin, welches alles auf Eins hinausläuft.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)