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Aber sie glänzen an Ruhm. Wer unter den Bürgern sie anschaut.
lern’ an ihnen, mit Muth sterben fürs Vaterland.

Man vergleiche diese Aufschrift mit jener dumpfen Stimme der Todten:

Wanderer, sag’s zu Sparta, daß, seinen Gesetzen gehorchend,
wir erschlagen hier liegen. –

und es wird keine Frage seyn, welchem Epigramm mehrere Würde und Wirkung gebühre. Muß es dem Wanderer erst zugeruffen werden, daß er Liebe fürs Vaterland lerne? und wie lernte er sie hier am Grabe? an einem Grabe, dessen Exposition ihm nichts sagt, als daß die hier Verscharreten anderswo im glänzenden Ruhm leben. - Ueberdem läuft ein Epigramm dieser Art immer Gefahr, in zwei Theile, die Exposition und Nutzanwendung zu zerfallen und also, wenn beide Stücke nicht außerordentlich neu und schön sind, ein moralischer Gemeinplatz oder gar eine Fabel, ein Emblem, ein Geschichtchen,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)