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selbst gegeben. Siehe da die schönen Sinngedichte der Griechen auf ihre vortreflichen Kunstwerke. Bei dem leidenden Philoklet a)[1] z. B. steigt der Dichter von Zuge zu Zuge, von Stuffe zu Stuffe, um endlich im vollesten Anblick geistiger Gegenwart von allen Zügen sagen zu können:

– sie zeigen ach! seinen unendlichen Schmerz. Ja hätte er dieses auch nicht gesagt, hätte er blos wie bei Herkules und Antäus Bilde b)[2] Zug auf Zug geschildert, um uns die Gewalt und Macht beider Ringenden des Siegers und des Besiegten, bis zum höchsten Punkt des Ausgangs in die Seele zu prägen: so hätte damit das Epigramm nichts verlohren. Aus dem schildernden wäre ein darstellendes worden, in welchem der Eindruck des Ganzen immer der letzte Punct blieb, auf den es der Dichter anlegte. So die Epigramme auf das Gemählde


  1. a) Zerstr. Blätt. Th. 2. S. 97.
  2. b) Th. 2. S. 98.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)