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der Iphigenia, der Polyxena, der Medea. c)[1] Der Epigrammatist bemerkte den hellesten oder rührendsten Punct des Moments, den uns der Künstler gegenwärtig machen wollte und zeichnet ihn, nachahmend seiner Weisheit und Wahrheit, aus der ganzen Masse von Zügen, ja gleichsam aus des Künstlers Seele aus. Diese schildernde Epigramme sind also sehr belehrend: sie zeigen, worauf der Grieche arbeitete und wie er fühlte; mithin schärfen sie unser Auge für die Kunst und unsre Seele für die wahre Kunstempfindung: denn meistens ist der Gesichtspunct des Dichters wie des Künstlers menschlich und zart oder erhaben und edel.


Von diesem Kunstanblick ging das Sinngedicht auch auf Gegenstände der Natur aus, um sie mit eben der Schärfe eines goldnen Lichtstrals dem Geist oder dem Herzen zu zeigen. Ich will


  1. c) Th. 2. S. 85. 86. 87.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)