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der Gegenstände claßificiren, die eine Beute des Epigramms seyn können? und wer die unzählichen Wendungen bestimmen, mit der ein neuer Gegenstand von einem neuen Dichter erbeutet werden mag? Indessen dünkt michs, daß die schönsten Stücke der berühmtesten Meister sich ziemlich hiernach ordnen ließen, ja daß man auch nach dieser Claßification die Ursachen angeben könne, warum einige Gegenstände mehr in die Eine als in die andre Claße gehören. Die Grabschriften der Griechen z. B. die von so verschiedner Art sind, erzählen entweder bloß das rührende Factum selbst und so sind sie von der ersten Gattung. Oder sie machen zugleich eine Anwendung davon und so gehören sie zur zweiten. Oder sie sind Klage, ein Elegie auf dem Leichenstein, eine Einsegnung des Grabes u. f. mithin gehören sie zur vierten Gattung. Oder sie schildern das Leichen-Monument und seine bedeutenden Bilder, so sind sie aus der dritten Claße. Oder es steht ein kurzer fliegender Sinnspruch auf dem Grabe: dieser mag sich in die

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)