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letzte Ordnung fügen. Künstlich gewendete aber, oder gar täuschende Epigramme wird man auf der Stela nicht suchen, auf welche ein solches Spiel nicht gehöret.

Ein gleiches ists mit den moralischen Sinnsprüchen, die so oft unter die Epigramme laufen. Führen sie ihre Veranlaßung mit sich: so gehören sie zur zweiten Gattung. Stehn sie allein da und zeichnen sich blos durch die epigrammatische Wendung aus: so mögen sie sich unter die fünfte oder siebende ordnen: denn warum sollte nicht auch eine allgemeine Wahrheit als ein gegenwärtiges Object behandelt und epigrammatisch gewandt werden können? Oder endlich es ist ein mangelhaftes Epigramm, dem seine Veranlassung fehlet. Und da lassen sich historisch die Ursachen leicht angeben, warum so viel Sinn- und Denksprüche unter die Epigramme kamen? Alle Völker im Jugendalter und Morgenländer schrieben sie an Tempel und Wände, an Landhäuser und öffentliche Plätze. Zuerst kurz; nachher

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)