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bildeten die Dichter sie aus, streueten sie ihren Werken ein; oder man nahm sie aus den Werken der Dichter und die Sammler trugen ganze Gnomoligieen zusammen, die zuletzt mit andern kleinen Gedichten in Einen Kranz kamen. Da nun bei den Griechen die elegischen und gnomischen Dichter mit den epigrammatischen gar Einerlei Sylbenmaas hatten; wie konnte es anders seyn, als daß alle drei sich einander halfen, sich auf einander bezogen und endlich auch ziemlich mit einander vermischt wurden. Bei den Sinnspüchen kam viel darauf an, wer sie gesagt hatte? und wenn er sie sagte? Die Umstände ihrer Veranlaßung vertraten gleichsam die Stelle der Exposition; diese ward vergessen und nur der Spruch, gleichsam der Ausgang des Epigramms, blieb im Gedächtniß? So auch mit dem Ort, der sie darstellte. Oft war dieses ein Grab und auf berühmte Gräber z. E. Gardanapals, Cyrus, Alexanders u. a. wurden späterhin Sprüche zu Inschriften gedichtet, die nie darauf gewesen waren; das Grab vertrat die Stelle der Exposition,

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)