Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 150.jpg

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Licht und noch weniger ist jeder Gegenstand für dasselbe tauglich. Die Statue des Bildhauers soll von allen Seiten gesehen werden; er arbeitet also für alle diese und bestimmt durch die Stellung und Wendung, die er dem Bilde giebt, nur leise, aus welchem Punct er am liebsten gesehen zu werden wünschet. So ists mit den Epigrammen, die blos Geschichte oder Exposition sind; die Erzählung selbst muß den Punct bestimmen, aus dem sie gesehen, sammt dem Moment, das in ihr gefühlt werden soll; jede hinzugesetzt Pointe vernichtet des Werks Wirkung. Das edle Wort der Arria; Pätus, es schmerzet nicht! das Wort der sterbenden Tochter: Vater, ich bin nicht mehr! a)[1] Der verachtende Ausruf Leonidas: ich geh wie ein Spartaner hinab! b)[2] sie sind, in welcher Zeile des Epigramms sie auch stehen mögen, der Punct, darauf gearbeitet wird, das Moment seiner Wirkung. Wer ein scharfsinnigeres


  1. a) Zerstr. Blätt. Th. 1. S. 39.
  2. b) Th. 1. S. 97.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)