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Der Landmann und der Sterndeuter.

Calligenes, ein Landmann, als er froh
Den Samen in der Erde hatte, ging
Zum Sterndeuter Aristophanes,
Zu fragen seine Weisheit: ob die Saat

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Auch wohl gedeihen und die Ernte wohl

Gerathen werde? Stracks befragete
Der Weise seine Kunst: er zeichnete
Figuren, Kreise, Zahlen auf den Tisch,
Hob seinen Finger auf und sprach also:

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„Bekommt dein Acker Regen wie er soll,

Und schiesset er nicht wildes Unkraut auf,
Trift deine junge Saat nicht böser Frost
Und Hagel; äs’t sie auch das Wild nicht ab
Und bleibt sie sonst von Wetterschaden frei;

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So sag ich dir, daß Saat und Ernte gut

Gerathen werde. Doch noch Eins, mein Freund,
Noch Eins! – Nimm vor Heuschrecken dich in Acht.“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)