Seite:De Zerstreute Blätter II (Herder) 218.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

weder Krankheit noch das verderbende Alter sich dem heiligen Volke nahen dürfe,

Das fern von Müh' und Kriegen wohnt
Und scheut die richtende Nemesis.d)[1]

so hat der Begriff offenbar eine ernste furchtbare Bedeutung. Wenn im Euripides dagegen der Chor singt: e)[2]

Adrastea, du Tochter Jupiters,
Bewahre vor Neide meinen Mund,
Da ich jetzt singen will, was meinem Herzen gefällt:

so ist der Ausdruck von milderer Art, indem er die Göttin, die allen Stolz und Uebermuth hasset, mit diesem Anruf zu versöhnen trachtet. Sie muß selbst nicht mißgünstig und neidisch seyn, da sie angeruffen wird, die Bittenden vor dem Neide d. i. vor der Scheelsucht über ihr Glück und dessen laute Freude zu bewahren.



  1. d) Ποθ. 1. ν. 1. ν. 2. υπερδικον Νεμεσιν.
  2. e) Rehs. ν. 342.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_218.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)