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zu einem Heiligthum Griechenlandes, auf welches Athen jetzt auch außer seinen Mauern stolz seyn mußte. Mehr als Ein Epigramm ward auf die berühmte Bildsäule gemacht und die schöne Idee, die Nemesis selbst dem Schüler Phidias eingehaucht zu haben scheint, ward als die Idee des ganzen Athens gepriesen: a)[1]


  1. a) Gewöhnlicher Weise redet man von der Nemesis zu Rhamnus nach Plinius und Pausanias Beschreibung als von zwei Statuen; da es doch augenscheinlich nur Eine war und beide Sagen sich gar wohl vereinigen lassen. Daß des Pausanias Bildsäule ihren Attributen nach ganz Venus sei, ist offenbar und ohne Plinius-Erzählung könnte man gar nicht begreifen, warum eine Nemesis so ganz außer dem Costume der Nemesis gebildet worden. Mit seiner Erzählung erkläret sich alles und man kann es ihm daher auch glauben, daß weil die Symbole selbst nicht unterscheidend gnug waren, der Künstler auf einer Tafel den Namen der Göttin dazu geschrieben habe. Es war ein kühner Gedanke, den ihm auch für seine Person betrachtet ein gerechter Unwille d. i. die Nemesis eingab.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)