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          Nemesis im Bilde.b)[1]
Warum, o Nemesis, hast du das Maas und den Zügel in Händen?
     „Daß du den Handlungen Maas, Worten den Zügel anlegst.“

Nemesis bin ich und halt’ in meiner Rechte das Maas hier,
     Dir zu deuten: „in Nichts schreite je über das Maas.“

Noch mehr aber sagt uns der angezogne vortrefliche Hymnus, der offenbar aus Sinnbildern der Kunst zusammengesetzt und auch den überbliebenen Abbildungen von ihr völlig gemäß ist. Sie erscheint in diesen geflügelt, hebt mit der Einen Hand das Gewand der Brust in die Höhe und blickt in den Busen.c)[2] Oder sie beugt den



  1. b) Anthol. gr. I. 4. c. 4. epigr. 72. 73.
  2. c) S. Winkelmann I. c. Die Flügel bedeuten, daß sie sich allenthalben und schnell einfinde: der stille Blick in den Busen sagt, daß sie auch ins Verborgne schaute; deßhalb auch die ältesten Nemeses Kinder der Nacht heißen.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)