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die Noth oder sie spornt ihn mit ihrem ehernen Sporne: ihm setzen sich so viel Umstände entgegen, daß er eher Aufmunterung bedarf, damit er sich selbst nicht verliere und im Staube zu Staube werde; den glücklichen aber, dem Alles gelingt, dem Alle Winde schmeicheln, was hält ihn ein, damit sein Muth nicht Uebermuth werde? Keiner, als die innere Nemesis seiner Gedanken; er muß sich selbst zügeln lernen, auch wenn Hoffnung seine Schritte beflügelt. Selbst in der gerechten Freude soll man nicht groß thun: auch auf der rühmlichsten Freude soll man nicht groß thun: auch auf der rühmlichsten Bahn soll uns ein Ziel vorstehn, jenseit welchem wir den Lauf nicht verfolgen.

Adrastea begleite dich, Jüngling, es trete dir immer
     Sie, die so manches Glück täuschte, die Nemesis nach,
Dir eine günstige Beschützerinn: denn o Drusus, ich fürchte
     Deines edlen Geschlechts tapfere, schöne Gestalt,
Deinen göttlichen Muth und deine Klugheit –

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_252.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)