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Geschichtschreibers macht; die Bemerkung selbst aber ist wahr und Grundsätze der Art waren nicht nur dem Herodot sondern auch allen Dichtern und Moralisten der Griechen die Lieblingsgedanken, zu welchen sie das Gewebe ihrer Erfahrung oder Dichtung zu leiten suchten. Der größte Theil der griechischen Tragiker und Gnomologen, den Homer selbst nicht ausgenommen, gehet auf diese Sätze hinaus: „weises Maas nämlich, Ordnung und Umriß empfalen sie in allen Begierden und Anstrebungen, ja selbst in Urtheilen und Wünschen der Menschen.“ Nichts Zügelloses war ihnen Recht und wenn es auch Untersuchungen über Gott beträfe: denn es sei der Natur des Menschen, seinem Maas von Kräften und dem Umfange seines Lebens völlig entgegen. Keinen, auch nicht den edelsten Wunsch müsse man übertreiben, seine menschliche Bestimmung erkennen und sich, selbst bei dem wirksamsten Streben, der hohen Haushaltung des Schicksals unterwerfen u. f. Es scheint, daß wir diesen sanften Umriß eines menschlichen Daseyns ziemlich

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_265.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)