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kein Kenner der Kunst war?“ a)[1] Um eine angenommene und allgemein-bekannte Figur zu erkennen, darf man so etwas nicht seyn, wie in manchem Betracht Philostrat es nur zu sehr seyn wollte. Oder sollen wir sagen: „das Gemählde exsistirte nicht; er hat alle seine Beschreibungen erdichtet.“ b)[2] Es wird ein andermal Zeit seyn, hievon zu reden; gesetzt aber, er hätte alles erfunden, so mußte er ja passend und im Zusammenhange erfinden; welchen Zusammenhang denn auch alle seine Beschreibungen haben.

Und was dürfte es Philostrats Zeugniß, da so viele Kunstwerke, selbst Grabmähler mit dem mannichfaltigsten Gebrauch der Genien da sind. Fände man keine andre als diese, fände man sie nur in Einer und derselben Stellung, mit Einerlei Attributen, ja etwa noch hie und da mit Namen bezeichnet: so könnte man ihnen den bestimmten und wenn ich so sagen darf,


  1. a)Caylus Abhandlungen Th. 2. S. 191. Deutsche Uebers.
  2. b)Eben das. und in der Vorrede dieser Uebersetzung.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_282.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)