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Keine andre aber als allegorische Brüder und der weise Homer ists, der uns auf diese Einschränkung selbst führet. Welche Reihe von Menschen stirbt in seinen Gedichten, die alle eine Beute des Todes, ein Raub des Schicksals und der Verdrängnisse werden: diese schreckliche Gottheiten ereilen ihre Beute, mit schweren Händen fallen sie auf dieselbe und gießen um die Augen der Menschen die schwarze Wolke; nirgend aber erscheint in diesen Augenblicken der Bruder des


Orphei hymn. 84. v. 8. Leßing (S. 78.) zweifelt, daß der schwarze Genius in den Armen der Nacht den Tod und nicht den Schlaf vorgestellet habe; wenn man aber die verschiedene Beschreibung Hesiods und andrer Dichter von beiden lieset und dazu nimmt, daß das Kunstwerk aus jenen alten Zeiten gewesen sei, wo man, wie auch die andern Vorstellungen zeigen, die Bedeutung strenge und oft fürchterlich ausdrückte: so ist daran wohl kein Zweifel. Bei allen Dichtern ist der Schlaf der sanfte Genius, dagegen der Tod in unzählichen Stellen der fürchterliche, schwarze genannt wird.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_292.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)