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sehr die griechische Kunst das Schöne suchte, so war das Bild der Furcht in Korinth so fürchterlich, als es nur seyn konnte.

Auch sofern der Tod ein Abschied, eine Hinwegführung war, verschwieg weder Kunst noch Sprache, was sie dabei ausdrücken sollten. Hier liegt der Kranke auf dem Bett in nackter elender Gestalt und vor ihm steht Pluto mit dem dreiköpfigen Hunde und dem Schwert oder dem Cepter im Arm; a)[1] ich glaube nicht, daß die Idee des herannahenden Todes fürchterlicher ausgedrückt werden könnte. Dort liegt ein bekränztes Paar auf dem hochzeitlichen Bett; der Todtenkranz ist in der Hand der Braut: ein hereintretender Knecht reicht auch dem Bräutigam denselben und hält in der andern Hand die Todtenlampe. b)[2] Oder Weib und Kind stehen von fern und sagen dem Kranken das letzte Lebewohl; auf ewig nimmt er Abschied von den


  1. a) Spon Miscell. p. 306. Fig. 2.
  2. b) ib. Fig. 3. Oder ein Genius reicht dem Liegenden den Todtenkranz. Murat. inscr. p. 798.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)