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Theils damit die Kunst keinen Fehler bilden dürfte, Theils zum Zeichen der Ruhe über einander schläget. Der Genius auf Leßings Titelkupfer ist der Schlaf, ob er gleich hier den Todesschlaf bedeutet: das Erste zeigt seine Stellung und Gebehrde, seine Flügel und die herabgesenkte Fackel; nur der Todtenkranz in seiner Hand, der Schmetterling auf derselben und der vor ihm hingestreckte Leichnam machen ihn zum aeternali, dem Todesschlafe. Er endet


ist ihr Ursprung nicht dunkel. Denn da schon auf dem Kasten des Kypselus im ältesten Styl der Kunst die beiden Knaben also gebildet waren: so muß dieses Symbol aus der ältesten Mythologie seyn; und kennen wir nicht schon in Aegypten den Sohn der Nacht, der selbst seinem Namen nach an beiden Füßen hinkt und schwach ist? Es ist der Gott des nächtlichen Stillschweigens, Harpokrates, ein Sohn der Buto, der von einem Vater im Schattenreiche erzeugt worden und daher diesen unsichern Tritt hat: (S. Iablonski Panth. L. 2. c. 6. p. 263–65.)


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_316.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)