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Larven, die so oft den Grabmählern der Römer erschienen. Dort fliegt z. B. der Schmetterling einer Larve in den aufgerissenen Mund: a)[1] hier führt Merkur die Seele in den Kahn der Todten: Genien begleiten sie und schiffen mit hinüber: die ehrwürdige Gestalt des Todtenrichters redet sie an: Charon greift zum Ruder; neben und hinter Charon blicken Larven hervor, Gestalten aus dem Vorgemach des Orkus, wie auch Aeneas sie fand, terriculamenta mortuorum. b)[2] Es würde mich zu weit führenden


  1. a) Gori nennt eine solche Larvengestalt die Libitina der Etrusker; sie ist kein Gerippe, sondern eine wirklich Larve.
  2. b) Licet. Lucern. p. 601. Auf den Grabmählern und Grablampen kommen diese Larven, oft aufgegriffen und schrecklich, oft ruhig oder gar zierlich gelockt, sehr häufig vor. Die ruhigen Larven scheinen das abgekürzte Bild der Vorfahren oder das veredelte Bild des Leichnames zu seyn, daher bald ein Schmetterling über denselben schwebet (Licet. hierogl. p. 431.) bald eine Person [362] sich mit der Larve zu besprechen scheint, bald Genien solche fortgetragen. Gorii Inscr. T. III. Tab. 12. Bei den Etruskern sind sie sehr häufig. S. z. B. Demster. Etrur. regal. T. II. tab. 83. fig. 5. tab. 82. fig. 2. T. I. p. 298. Mus. Etrusc. comp. Schwebel. tab. 14. fig. 5. tab. 20. fig. 1. et al.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_361.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)