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Alten, auch wenn sie das scheußliche Leere abzubilden gezwungen war. Skelet bleibt der Todtenleichnam, Schatte wird Schatte, Larve wird Larve; was die Sprache aus Noth verwirrte, sonderte die Kunst und konnte es leicht sondern, da sie jeden Begrif nur nach der Art wie man ihn hatte, zur Vorstellung bringen durfte.

Ueberhaupt würde die schöne Abhandlung Leßings sich manche Mühe erspart und mehrere Bestimmtheit gewonnen haben, wenn ihr Verfasser es genauer festgesetzt hätte, von welchem Volk der Alten und von welcher Zeit er rede. Alle Dankmahle, die er anführt, sind römisch und ob sie gleich von griechischen Künstlern errichtet seyn mögen: so mußten sich diese doch im Ganzen der römischen Denkart bequemen. Selbst die Genien, von denen wir zuerst sprachen, waren ursprünglich Etruskische Genien, die mit ihren Fackeln in den Händen etwas ganz anders sagen wollten, als sie nachher sagten, da sie zur griechischen Idee des Schlafes und seines Bruders verschönt wurden: denn ursprünglich begleiteten

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_363.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)