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unser Fleisch und Blut können ins künftige Reich nicht eingehen u. f.“ statt solcher klaren Stellen mißbrauchte man andre. Jeder wollte mit der runzlichen Haut umgeben seyn, die ins Grab gelegt würde und in diesem seinem Fleisch Gott schauen: das Feld der Gebeine Ezechiels kam also vor Augen und so ward die Schlafkammer christlicher Gräber sehr bald zu einem Behältnißort heiliger Cadaver, die, wie sie da lagen, auf die Auferstehung harrten. Viele unter ihnen waren Märtyrer gewesen und so war der Leichnam, an dem sie gelitten hatten, noch heiliger und aller Verehrung werth. Er ward besucht, er ward aufgestellt, er that Wunder: Gerippe und Knochen kamen also mehr als jemals in die Achtung der Menschen; a)[1] da


  1. a) S. die ersten Bücher von Aringhi Roma subterranca (Rom. 1651.) wo man siehet, wie vieles in der alten Geschichte des Christenthums um Leichname und Gräber sich windet und von ihnen ausgeht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_369.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)