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 Das offne Auge des Todten.

     Ein König sah im Traum einst seiner alten
     Vorfahren Einen, der vor hundert Jahren
     regieret hatte. Asche war sein Leib;
     doch seine Augen, offen in dem Sarge,

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     sie blickten hell umher. – Er fragt die Weisen,

     was das bedeute? Und ein Frommer sprach:
     „Mit offnen Augen siehet er sein Reich
     in fremden Händen, ohne Rast und Ruh.

O wie viele, wie hochberühmte decket die Erde;

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     Und sie verließen auf ihr keine wohlthätige Spur!

Aber Nuschirwan lebt, noch unvergessen im Tode,
     Er, der gerechte Fürst, Er, der gutthätige Mann.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 070. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_088.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)