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Blumenstaube entfernter Zonen, fährt Zephyr mit Gedanken der Menschen weit umher, daß man oft, wo man sie am wenigsten suchte, ihre Blüthen und Früchte findet. Und dann, ists nicht schon Würde und Werth genug, auch nur auf seine eigne Nation in einigen Geschlechtern fortzuwirken? Vielleicht durch die dreissigste und hundertste Hand gehen die Früchte deiner Bemühungen aus einer veralteten in eine neuere oder fremde Mundart über. Dein Name ist längst vergessen; dein Eigenthumsrecht war vielleicht schon mit dem ersten Viertheiljahre dahin, indem behende, rüstige Sprecher es sogleich zu dem Ihrigen machten; aber was ist Eigenthumsrecht und Name bei einem Gut, das der Menschheit zugehört? Je reiner du denkest, desto mehr wirst du dich selbst des Unrechts der Vergessenheit freuen, und dich in ihm geehrt finden.

Die Schrift und die Buchdruckerei gehören zum Fortpflanzungsmittel der Sprache; die Vorsehung hat durch sie bereits Wunderdinge gewirkt,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)