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so unangenehm es seinem ganzen Volk seyn würde, wenn man es aus aller Welt Ende ins verödete Palästina beschränkte: so ist es schon merkwürdig gnug, daß nach einer so langen Verbannung Wünsche und Seufzer dieser Art von Tausenden wenigstens noch in Worten, Bildern und Gebräuchen festgehalten werden. Und noch werden wahrscheinlich manche Jahrhunderte hin die Trümmern Jerusalems und was dem anhängt, Millionen der Menschen im Andenken seyn und ihnen Bilder des wahren oder falschen Trostes, Reize zu Liebe und Haß, Hoffnungen, Ahnungen, Prophezeihungen gewähren. Ihr Bau ist einmal gleichsam im Herzen der Zeit, im Jugendunterricht und in der Religion gegründet. Lasset uns dagegen sehen, wie Muhammedanische Prinzen die Ruinen Persepolis betrachteten, und was sie auf ihnen anzuzeichnen gut fanden. l)[1]


  1. l) Niebuhrs Reisebeschreibung Th. 2. S. 239.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_238.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)