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Gott allein bleibt!

Wo sind die Könige, die Allererhabensten?
Sie waren nur so lange, bis das Schicksal den Todesbecher ihnen bot.
Wie viele stolze Städte blühten einst!
Sie sanken, und der Tod begrub mit ihnen all’ ihre Lebenden –


O wisse, Creatur, nur Gott besteht!
Du wünschest dir das Reich des Solimann;
Wo ist nun Solimann? Von seiner Pracht,
von seiner Größe, seinen Schätzen nahm
er nichts mit sich. Was Staub betritt, wird Staub;
ein Menschenantlitz decket jede Schichte
der Erde; jeder Tritt vielleicht betritt
hier einen Königssohn. Von dem Vergangnen
erfreuet uns Ein Ruhm nur, gute That.
Wer Tugend sucht, begehrt nichts mehr als sie.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)