Seite:De Zerstreute Blätter IV (Herder) 261.jpg

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oder der Blume, auf welchen sie sitzet, empor; die Füße sind wie hinzugefügte, todte Glieder. Keine lebendige Kraft, kein strebender Wuchs kann im Gebilde sichtbar werden. Wenn nun auf dem Haupt des Gottes noch die Pyramidenkrone stehet, wenn sein Ohr mit Gehängen, seine Brust mit Perlen, sein Kleid mit mancherlei Schmuck Orients geziert ist: so wird die Figur zwar reich, für die Kunst aber minder schön werden.k)[1] Ein Gemählde, das diesen Zierrath mit frischen, lebendigen Farben ausdrückt, kann mit der Natur wetteifern; das Basrelif aber und die Statue



  1. k) Dieser Putz schien ihnen von der Göttergestalt so unabtrennlich, daß der verkörperte Gott sich den Menschen fast nicht anders offenbaren konnte. Als Krisna gebohren ward, sagt der Begavedam, brachte er vier Hände zur Welt, ein Kleid mit Rubinen besetzt, und mit prächtigen Perlen gezierte Ohrengehänge. Er erschien mit einem königlichen Purpur bekleidet, Waffen an seiner Seite und eine Krone auf seinem Haupt. Himmelblau war sein Leib; daher kommt auch sein Name. S. Sammlung Asiatischer Original-Schriften, Zürich 1791. S. 178.


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)