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mit seinem Rowley an; Dinge, die keine Vergleichung leiden. Mac-Pherson hat seinen Ossian nicht erfunden, und dem Rowley des kühnen Jünglinges sahe man seinen Ursprung eben so leicht an, als man ihn mancher morgenländischen Geschichte ansiehet, die uns die Englischen Wochenblätter als Einkleidung vortrugen. Wer aber, mit Indischer Genauigkeit und Bedeutungsvoller Zartheit, eine Sakontala erdichten könnte, der wäre mir der grosse Apollo, oder der Indische Krishnu selbst in wiedererscheinender Wunderschönheit. Das Fremde selbst ist dem Stück ein Siegel der Aechtheit; „wunderbar, unglaublich sogar, sagte jener Kirchenvater, aber eben deßhalb ists wahr.“

Unglaublich, schreibe ich; aber nur dem mythischen Inhalt nach unglaublich; was die Aechtheit des Stückes betrift, ist nichts glaubwürdiger, als die Art, wie es zu uns gelanget. Lesen Sie nochmals die Vorrede Jones, und bemerken wie unschuldig er nur zur Nachfrage nach Indischen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_297.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)