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steuren. Glaube doch niemand, daß wenn alle Regenten auf der Erde vom stolzesten Negerkönige an bis zum mächtigsten Khan der Tatern sich zusammen verbänden, das Heute zum Gestern zu machen, und die fortgehende Entwicklung des gemeinsamen Menschengeschlechts, sie möge zur Jugend oder zum Alter führen, auf immerhin zu hindern, daß sie damit jemals zum Zweck kämen. Für weise Regenten kann dies auch nie ein Zweck werden, eben weil in der ganzen Fruchtlosen Bemühung kein Verstand ist.


Ein weiser Fürst wird sich also stets als einen Haushälter, nicht als einen Gegner der Natur betrachten; vielmehr jeden Umstand, den sie ihm darbeut, aufs beste zum Besten wenden. Hier fallen Blätter ab, dort liegt schon ein ganzer Herbst von Blättern im Leichengewande; er wird dieselbe nicht an ihre vorige Stellen auf Zweige und Gipfel setzen wollen: denn kann er ihnen ihre vorige Frische, vermag er ihnen den

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Vierte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1792, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_IV_(Herder)_390.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)