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Nr. 164. (142). Landfriede der Kurfürsten. — 1438, März 21.
Nach J a n s s e n , Frankfurts Reichscorrespondenz I, Nr. 794, S. 433-35, aber mit Ergänzungen in [ ] aus Reichstagsakten XIII, Nr. 102, S. 156 ff.


Von Gots gnaden wir Diederich zu Menze etc., Diederich zu Collen etc., Rabann zu Triere etc., Otto pfalzgrave bi Rine etc., Friederich herzog zu Sachsen etc., Friederich margrave zu Brandemburg etc., bekennen und tun kunt uffembar mit diesem briefe, das wir besonnen und bedrachtet haben soliche unordeliche, swere und unredelich sachen, die zu Tutschen landen tegelich sich verlauffen und begangen werden mit raube, brande, fientschafft und anders und ie mee und mee inrisen, und das davon noch großer und swerer unradt, schade und irrunge den gemeinen landen entsteen und kommen mogen. So sin wir auch von des heiligen richs und unsern graven, frihen, ritterschaft und undertanen, geistlichen und werntlichen, angerufen, ermanet und gebetten worden, als kurfursten des heiligen Romischen richs solichen großen, sweren, unordelichen vorgerurten sachen zu widerstene, darfur zu sin und zu helffen, das solich unordilikeit nidergedruckit werde. Des haben wir uns alle dem almechtigen Got zu lobe, dem heiligen Romischen riche zu eren und den gemeinen landen und allen frommen luden zu nüze und frommen mit einander fruntlichen und gutlich underrett und uns zusamen verbunden und vereinit, diese hernachgeschrieben stucke und artikle in allen unsern furstenthümen, landen und gebieten zu halden und auch von allen den unsern, und der wir mechtig sin, getruwelich nach unserm besten vermögen zu bestellen gehalden werden; und vereinen und verbinden uns auch in crafft diß briefs dieselben hernachgeschrieben stucke zu halten und zu bestellen gehalden werden, als vorgeschrieben steet, an alle geverde.

1. Zum ersten sal der ackerman und winegarteman ußer sinen huse mit siner habe, die man zu den eckern und winegarten die zu buwen und zu [arbeiten bedarffe und uf den eckern und wingarten und wider] heime zu huse, und als man die frucht sniden und den wine lesen und das alles infuren sal, sicher sin.

2. Item so sal nimant burnen oder brantschezen oder fuer schießen oder fuer legen weder tags oder nachts, iß si in fientschaft oder ane fientschaft.

3. Item sollen alle geistbche lude, kintbettern und auch die, die in swerer krangheit sint, sicher sin und nicht beschedigit werden.

4. Item sollen kirchen, kirchhofe und widemhofe auch sicher sin, und sal daruß nit genommen werden, noch auch kein were daruß gescheen.

5. Item das nimant dem andern schaden tun sal, er habe ime dann zuvor zu recht erfordert; und obe ime das recht nit gedien und widerfaren mochte, so sal er dannoch den nit angrifen noch beschedigen, er habe ime dann das dri tage und dri nacht ganze zuvor in sin huß, da er sin gewonliche wonunge hat, verkündet und sich bewaret.

6. Item iß sal auch kein reißig knecht sin, der sin eigen pherde habe, er inhabe dan einen herren oder iunghern, des gebrotter und gedingter knecht er si. Und ob der knecht ichz tede wider die vorgeschrieben stücke, mochte dann den sin herre oder iungher ankommen, so sal er ine behalten und rechte über ime geen laßen. Und was sost reisger knecht weren, die eigen pherde und nich herren oder iunghern betten, als vorgeschrieben stett, die süllent nirgen friede, trostunge noch geleite habe, ane alle geverde.

7. Item wer der vorgeschrieben stucke eins oder me uberfure und darwider tede oder darzu hulffe, das dawider getan wurde, oder dieselben mit willen, wissen oder geverden husite oder hielde, der oder die sullent wider ere und recht gethan han und sullen auch der oder dieselben keinerlei trostunge, fride oder geleide haben an keinen steten oder enden, sunder es sal und mag menglich zu dem oder denselben macht [haben] sie an libe und gute anzugriffen und daran nit gefrevelt haben, glicherwise und in alle der masse, als obe sie mit des richs hoffgerichte geheischen und mit rechtem orteil verechtet und in die achte getan weren. Und darzu so sal derselben libe und gute

Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_251.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)