Seite:De Zeumer V2 279.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


ein commission in appellationssachen und für urteilsbrive gegeben und genommen werden, nach anzale, auch auf masse und weise, wie vor von den sportulis angezeiget ist. Von solchem geld den gerichtpersonen ir solt volgen und ausgericht werden solt. Ob auch gebots- oder ander brive durch rechtlich erkentniß zu geben erkant oder sunst auf ansuchen und zu notdurfft der partheien ausserhalb rechtlichs erkentniß gegeben und ausgeen würden, dieselben sollen auch nach ziemlicher leidlicher weise taxirt, und die partheien darinn nit übersetzt noch beswert werden.

XIX. Wie man uff ungehorsam einichs teyls volfar etc. Item, so parthein zu recht erstlich erfordert und vertagt sein, erscheint der cläger nit oder nymand von seinen wegen, also daß die sach mit clage und antwort unverfast ist, so soll uf des antworters anruffen der cläger ungehorsam und den gerichtskosten abzulegen erkant werden; were aber die sache mit clage und antwort verfast, so möcht das gericht vollfaren und urteiln für den cleger oder antworter, nach gestalt des gerichtshandels; doch solt der gehorsame teil, op derselbe die urteil verlohren hette, den gerichtskosten abzulegen nicht schuldig sein.

XX. Würd auch der antworter in der ersten rechtvertigung oder in der appellationsach ungehorsam, so solt durch des clägers anruffen das gericht kundschafft und ander fürbrengen hören und vollnfaren biß zu entlicher urteil; und ob für den ungehorsamen urteil gesprochen würde, so solt doch der gehorsame cleger der kost und Scheden entledigt werden.

XXI. Item [1] zu volstreckung der urteil und fürderung der gerechtigkeit soll der hofrichter macht haben, uf erkentniß des gerichts die achturteil zu sprechen und in die acht zu verkünden, wie die keys. maj. hie vor persönlichen gethan hat, und das gericht ferner proceß darauf geben und vollnfarn und auch durch ander weg execution thun, wie die in iglicher sachen die füglichsten angesehen werden.

XXII. Item als teglich durch unnotdürftig und frevelicbe appellationes, die von beyurteiln, interlocutoriä genannt, geverlich verlengerung des rechten beschehen, auch vil kost und Scheden erlitten werden, soll hinfür das Cammergericht die appellationes von solchen interlocutorien nicht annemen, wo die beswerung in der appellation bestimt, durch die appellation von den enturtel der hauptsachen möcht erstatt und widerbracht werden, wie das in kays. rechten geordent und begriffen ist.

XXIII. Item das Cammergericht soll seinen stracken lauf haben, unverhindert einicher restitution oder aufslege, die aus ordentlicher form und erkentniß des gerichts nicht erlangt oder durch beede parthien gewilliget weren.

XXIV. Item so die gerichtsbrive ausgeen sollen under titel, namen und sigel der keys. maj., so ist not, daß darauf bey dem gericht ein sigel oder secret sey, gleich der kays. maj. cantzleisecret, doch mit etwas unterscheide, auf daß nichtz dann gerichtzhändel darunter mögen ververtigt werden.

XXV. Item das Cammergericht soll drey tag in yder wochen werden gehalten, ausgescheiden was Got zu lobe oder zu notdurfft der menschen gebannte ferien sind, ungeverlicben.

XXVI. Wir wollen auch nymant hiemit sein oberkeit, privilegien oder freyheit benemen und abschneiden, sundern vorbehalten haben, yedoch ob ymant begnadigt wer, des reichs echter zu halten, wollen wir, daß dieselben freyheit wider vollnstreckung

  1. Noch bei der Beratung zu Frankfurt 1486 wurde folgende, dem Kaiser entgegenkommende Fassung dieses Paragraphen vorgeschlagen:

    „Item so das camergericht ymandt jn die acht zu ercleren und zu sprechen erkennen und
    sollichs der (vom ?) camerrichter jn die keyserlich canzley verkunt würdet, will die K. Mt. alsdann
    in vier wochen den nechsten sollich acht fertigen und lasst der urteyl in die acht sprechen und
    erclern unverzogenlich. Ob aber S. K. G. in solcher zeit die acht nit fertigen wurdt, so sult
    der camerrichter von der K. Mt. hiemit macht und befelh haben, die acht zu fertigen und das
    gericht des brieff und auch ferrer proceß geben nach nottorft, damit die behabten recht und
    urteyl vollzogen und gerechtigkeit gefurdert werdt.“

    Auch diese Fassung wurde vom Kaiser abgelehnt. In den Entwurf von 1487 wurde nur noch der erste Satz (bis unverzogenlich) aufgenommen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_279.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)