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Nr. 174. Reichs-Kammergerichts-Ordnung. 1495. § 22—28. 289

das Gericht zu der Acht und Aberacht, auch zu dem Einsatz ex primo decreto[1] wider den ungehorsamen Antwurter procedirt werden, oder sol das Gericht auf Begern des Clegers Kuntschafft und ander Fürbringen hörn und volfarn und entlich Urtail geben. Welchen Weg der Cleger fürnemen wirdt, und ob vor den ungehorsamen Tail Urtail gesprochen wurd, so sol doch der gehorsam Cleger der Cost und Scheden entledigt werden.

§ 23. Item der Camerrichter und Urtailer söllen Macht haben, uf Anrüffen der Parthey in die Acht zu erkennen, und der Camerrichter die Erkanten darein zu sprechen und notturfftig Executorial und Proceß darüber zu geben erkennen, alles in Namen Unser Königlichen oder Kaiserlichen Majestät.

§ 24. Item als täglich durch unnotturfftig und frevelich Appellacion, die von Beyurtailn, interlocutorie genant, gevarlich umb Verlengirung des Rechten beschehen, auch vil Costen und Schäden erliten werden, so sol hinfüro an das Camergericht die Appellacion von solichen Interlocutorien nit annemen, wa die Beswerung in der Appellacion bestimbt durch die Appelacion von der Endurtail der Hauptsach möcht erstattet und widerbracht werden, wie das in Kaiserlichen Rechten geordnet und begriffen ist.

§ 25. Item das Camergericht sol seinen gestrackten Lauff haben, unverhindert ainicher Restitucion, Suplicacion, Advocacion oder in ander Weg Auffchleg, die auß ordenlicher Form oder Erkantnus des Camergerichts auf sonderlich Comission nit erlangt weren.

§ 26. Item das Camergericht sol drey Tag in der Wochen gehalten werden, außgeschaiden, was Got zu Lob oder zu Notturfft der Menschen gebant Feyren sein, dieselben Feyren sich Camerrichter und Urtailer mit ainander verainigen und darinn Orbnung machen, die sy auch furter offenlich verkünden söllen.

§ 27. Item auf das niemand Armut halben rechtlos gelassen werd, so sol der Camerrichter, so ye zu Zeiten sein wirdet, die Sachen der Armen, die ir Armut mit iren Aiden, ob der gesunnen wurde, erweisen, den Advocaten und Redner empfelchen, darinn zu raten und zum besten in Recht fürzubringen. Und welchem Redner oder Advocaten solich Sachen von dem Camerrichter empfolhen werden, der sol schuldig und pflichtig sein, bey Pene und Entsatzung seins Ampts, die on Widerred, wie vorgemelt, anzunemen. Doch so sol der Camerrichter, ob der Sachen mer wurden dann aine, die gleich under die Advocaten und Redner tailen, alles ungevarlich, und das auch der Weg frevenlichs und mutwilligs Umbtreibens, das die Armen zu Zeyten fürnemen, fürkomen wurd, so sol der Arm, von dem das begert wurde, dem Camergericht an Aids Stat geloben, so bald er durch Behabung gegen seinen Widertail oder sunst zu solicher Narung komen, das er die Redner und Advocaten irs Solds entrichten müg, das er dasselb thun wöl.

§ 28. Item mit Rechtvertigung Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen, gaistlichen oder weltlichen, umb Spruch und Vordrung, die ir ainer zu dem andern het oder gewunn, sol es also gehalten werden: Welche sonderlich gewilkürte rechtlich Außtreg gegen ainander haben, der söllen sy sich laut derselben gegenainander geprauchen. Welche aber dieselben Außtreg gegen ainander nit hetten, so sol der clagend Churfürst, Fürst oder Fürstmässig den Churfürsten, Fürften oder Fürstmässigen, gaistlichen oder weltlichen, an den er Spruch oder Vordrung vermaint zu haben, beschreiben und im sein Spruch oder Vordrung in solcher Schrifft anzaigen, mit Ersuchung, im darumb Rechts zu pflegen. Darauf sol der beschriben und ervordert Churfürst Fürft oder Fürstmässig, gaistlich oder weltlich, in vier Wochen, den nechsten nach solicher Ervordrung, dem Clager vier regierend Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen, halb gaistlich und halb weltlich, die nit auß ainem Haws geborn sein, ungevarlich benennen, darauß der Cleger ainen zu Richter kiesen und denselben dem angesprochen Churfürsten, Fürsten oder Fürstmässigen auch in vier Wochen, nechsten nach der Benennung obgemelt, ungevarlich durch sein kundtlich Schrift an seinen Hof verkünden, und sy von baiden Saiten, alsdann denselben in XIIII Tagen, den nechsten darnach, umb Annemen und Tagsatzung biten, des auch derselb anzunemen und zu volfüren schuldig sein sol, als Unser Koniglicher oder Kaiserlicher Comissarius

Anmerkungen

  1. mit der missio in bona des Beklagten als Folge seiner Säumnis; vgl. Wetzell, System des ordentlichen Civilprocesses 3. Aufl. 1878, S. 616 ff., insbesondere S. 619.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Zeumer: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit.Tübingen: Verlag von J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1913, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zeumer_V2_289.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)